Eine Burg wie aus dem Bilderbuch
Gemeinsam mit dem Förderverein Burg Wernerseck e.V. sorgt die Eigentümerin der Burg, die Ortsgemeinde Ochtendung, seit Jahren mit umfangreichen Sanierungsarbeiten dafür, dass die Burg auch zukünftig ein Wahrzeichen der Region und beliebtes Ausflugsziel bleibt.
Entdecken auch Sie nach Herzenslust diesen außergewöhnlich geschichtsträchtigen Ort - die Burg Wernerseck ist jederzeit frei zugänglich.
Imposantes Beispiel spätgotischer Burgbaukunst
Die noch immer imposante Burgruine Wernerseck - auch Keltersburg genannt - ist als eine der letzten erbauten Höhenburgen ein einmaliges Zeugnis spätgotischer Burgenbaukunst - nach Meinung einer ganzen Reihe von Bauhistorikern ein „Juwel“ - sind doch die erhaltenen Reste beispielhaft für die Baukunst ihrer Entstehungszeit, weil spätere Generationen sie nie großartig verändert, umgebaut oder einem neuen Zeitgeist entsprechend angepasst haben, das was heute noch zu sehen ist, ist „original“.
Die Ruine der Höhenburg liegt über der Nette, fast auf der Grenze zwischen der Verbandsgemeinde Pellenz und der Verbandsgemeinde Maifeld in der Vordereifel. Im östlichen Bereich des Bergsporns, an dessen schmalster Stelle die Burg erbaut wurde, befand sich in spätantiker Zeit eine Römische Höhenbefestigung. Die Entstehung dieser, wahrscheinlich als Fliehburg konzipierten Anlage, kann durch Münzfunde in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts datiert werden. Auf Grund von keramischen Funden wird eine (keltische) Nutzung der Anlage bis ins frühe 5. Jahrhundert angenommen.
Die Burg Wernerseck ließ der Trierer Erzbischof und Kurfürst Werner von Falkenstein (Üum 1355 É 1418) im Jahr 1401 als Grenzfeste zu Kurköln errichten – dokumentiert durch einen im Landeshauptarchiv erhaltenen Briefwechsel zwischen Werner v. Falckenstein und seinem Kölner Amtskollegen Friedrich III. von Saarwerden. Neuere Erkenntnisse im Zuge der jüngsten Sanierungsarbeiten (2017 – 19) lassen aber den Schluss zu, dass bereits ca. 40 Jahre früher, unter Werners Amtsvorgänger Kuno von Falkenstein (1362–1388 Erzbischof von Trier) mit dem Bau des mächtigen Wohnturms begonnen wurde, frühestens im Jahr 1362, vermutlich aber spätestens im Jahr 1377, und dieser wahrscheinlich auch schon 1394 - jetzt unter Werner von Falkenstein - fertiggestellt wurde. Als Besonderheit ist hier noch anzumerken, dass Kuno von Falckenstein von 1366–1370 gleichzeitig Administrator des Erzbistums Köln, mit dem Titel Koadjutor war. Benannt ist die Burg jedenfalls nach Werner von Falckenstein, der die, ursprünglich wohl wesentlich kleiner geplante Anlage ab ca. 1408 erweitern und zur heute sichtbaren Anlage ausbauen ließ. Ursprünglich konzipiert war die Anlage sicherlich als Machtdemonstration und Grenzbefestigung, als letztere wurde sie jedoch nie genutzt, da Kurtrier sein Hoheitsgebiet zwischenzeitlich bis an den Rhein bei Andernach ausgedehnt hatte und die Burg nach ihrer Fertigstellung bereits im sogenannten Hinterland lag. Die Trierer Kurfürsten setzten auf Wernerseck sogenannte Amtmänner ein, die von dort aus das „Amt Ochtendung“ verwalteten. Dies blieb so bis Mitte des 16. Jahrhunderts, 1541 entschloss sich Erzbischofs Johann von Hagen Vogtei und Burg voneinander zu trennen und die Burg abzustoßen. Er verpfändete "des Erzstifts Behausung" für 1000 Gulden seinem Amtmann zu Pfalzel, Georg von Eltz-Langenau. In den Eltzer Händen blieb die Burg bis 1815, als Emmerich Joseph von Eltz-Rübenach die Burganlage für 1000 Reichstaler an den Steuereinnehmer Hugo Burret aus Saffig versteigerte. Über Erbschaft und wohl auch über Verkauf gelangte die Burg wahrscheinlich 1950 in die Hände von Hans Jürgen Freiherr von Schleinitz, der sie wiederum 1955 an den Ochtendunger „Bimsbaron“ Cyriak Weiler weiterverkaufte. Dieser „verkaufte“ die „Keltersburg“, wie sie wegen der ursprünglich zugehörigen Weinberge und Kelterrechte von den Plaidtern und Ochtendungern genannt wird, 1963 an seine Heimatgemeinde Ochtendung.
Mit bislang 3 großen Sanierungsmaßnahmen sorgte die Ortsgemeinde mit hohem finanziellen Aufwand für die Sicherung und Erhaltung der noch vorhandenen Bausubstanz - 1964/65 Grundsanierung der stark verfallenen Burganlage, 2004/06 Sanierung Wohnturm und 2017/19 Sanierung der Ringmauern, Ecktürme und des Wirtschaftsgebäudes.
Die Burganlage wird dominiert von einem mächtigen, viergeschossigen Donjon (Wohnturm), mit ca. 11,50 m x 9,15 m Grundfläche, einer Höhe von ca. 25 m und im Mittel ca. 2,50 m starken Außenmauern. Der Zugang zum Wohnturm (Donjon), der auch als Bergfried fungierte, liegt ca. 6,50 m über Bodenniveau und erfolgte über eine separate Außentreppe mittels Wipp-Brücke, die im Verteidigungsfall eingeklappt werden konnte. Beide noch erhaltenen Wohngeschosse (wahrscheinlich auch das Dachgeschoss) hatten einen offenen Kamin und einen Zugang zu einem Toilettenschacht. Im 2. Wohngeschoss, wahrscheinlich die „gute Stube“, ist in einem Erker eine kleine Kapelle untergebracht, Reste eines Rippengewölbes und eines Maßwerkfensters sind erhalten.
Der Kernbereich der Burg war umgeben von einer gewaltigen Wehrmauer, heute noch, trotz fortschreitenden Verfalls, etwa 10 m hoch erhalten, mit Rundtürmen an drei Ecken und einem Torbauwerk an einer vierten Ecke.
Der südwestliche Torturm weist gegenüber den beiden Rundtürmen im Osten einige Besonderheiten auf: Zwei Türöffnungen zu Toilettenerkern, eine weitere Türöffnung, vermutlich zum ehemaligen Wehrgang, mehrere Fensteröffnungen und er hat einen einen größeren Durchmesser, sodass zu vermuten ist, dass dieser Turm als Treppenturm vorgerichtet war für ein geplantes – und nie realisiertes – Pallasgebäude.
Die Mauerreste des kleinen Wirtschaftsgebäudes, westlich vor dem Wohnturm, lassen innen einen relativ großen offenen Kamin mit großer Rauchschürze sowie eine Spülstein-Nische erkennen, die dazu führten, dass man hier vom Wirtschaftsgebäude spricht. Zeitlich stellt uns dieses kleine Gebäude vor Rätsel, eine wissenschaftlich fundierte Datierung (aus finanziellen Gründen) nicht möglich ist. Während einige Fachleute die Gebäudereste einer Vorgängerburg zuordnen wollen, lässt doch die Betrachtung der Mörtelzusammensetzung den Schluss zu, dass das Gebäude im Zusammenhang mit Umbauarbeiten an der nördlichen Ringmauer etwa um 1417 errichtet wurde.
Man kann davon ausgehen, dass etwa um diese Zeit die Burganlage in den Ausmaßen, so wie wir sie heute als Ruine erkennen können, fertiggestellt war, und dass nach dem Tod von Werner von Falkenstein (1418) wahrscheinlich keine größeren Bauaktivitäten mehr stattfanden.
Das, was wir heute noch sehen können, ist „originale“ Bausubstanz aus spätgotischer Zeit!
In einer ganzen Reihe von zeitgenössischen Veröffentlichungen zur Burg Wernerseck findet man den Hinweis, dass der als Naturwissenschaftler, Philosoph und Kirchenpolitiker bekannte Nikolaus von Cues oder Cusanus (1401 – 1464) während seiner Zeit als Dekan des Kollegiatstiftes St. Florin in Koblenz (1427 – 1445) und als Probst von Münstermaifeld (1435–1445) sich des öfteren in die Einsamkeit von Burg Wernerseck zurückgezogen habe, wo er sich ungestört seinen philosophischen und naturwissenschaftlichen Studien widmen konnte; er sei zum einen mit dem damaligen Burgamtmann Ritter Syfried Walpod zu Bassenheim befreundet gewesen und habe selbstverständlich auch Kontakt zu den in Koblenz residierenden Erzbischöfen von Trier gepflegt. So behauptet O. v. Fisenne (Dr. Otto v. Fisenne: Die Persönlichkeit des Nikolaus von Kues und seine Beziehungen zur Eifel, in: Eifeljahrbuch, Bonn 1959, S. 135 ff.) dass Nikolaus von Cues die Grundlagen zu dem Werk "De docta ignorantia" auf der Burg Wernerseck erarbeitet habe (zu deutsch heißt der Titel "Vom bewußten Nichtwissen" oder freier übersetzt "Von der Erkenntnis des Unerkennbaren"). Weiterhin habe er hier die erste Landkarte von Mitteleuropa entworfen (gestochen 1491 in Eichstädt) und umfangreiche astronomische Beobachtungen und umfangreicher Berechnungen angestellt, die ihn als ersten die Achsendrehung der Erde vermuten ließen.
Fisenne gibt leider keine Quellen an (es lassen sich trotz intensiver Suche durch den Ochtendunger Heimatverein auch keine belastbaren Belege finden), sodass dieser Behauptung Fisennes in anderen Veröffentlichungen vehement widersprochen wird.
Ohne eine belegbare Entscheidung treffen zu können – vielleicht ist hier der Wunsch Vater des Gedankens -
scheint die Darstellung Dr. O. v. Fisennes durchaus nicht als unlogisch, und, sollte seine Darstellung den Tatsachen entsprechen, dann könnte man die Burg Wernerseck als Wiege des heutigen, modernen Weltbildes bezeichnen, denn mit den Lehren Cusanus` wurde das mittelalterliche Weltbild überwunden und sowohl Nikolaus Kopernikus (1473 - 1543) als auch Isaac Newton (1643 - 1727) bauten auf seinen Erkenntnissen und Lehren auf.