Volkstrauertag 2023

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

vielen Dank schon einmal, dass Sie der Einladung der Ortsgemeindeverwaltung heute Morgen gefolgt sind. Dankenswerter Weise haben der Kirchenchor „Cäcilia“ unter der Leitung von Luca Schwarz und der Musikverein „Blau-Weiß“ unter der Leitung von Jonas Häring die musikalische Begleitung dieser Gedenkfeier übernommen. Lassen wir den Kirchenchor uns mit einem Gesangsvortrag einstimmen. – Vielen Dank für die einfühlsame Einleitung!

„Nie wieder Krieg“ war das mit den Gedenktagen, wie dem Volkstrauertag in Deutschland, lange Jahre in vielen europäischen Ländern ausgegebene Ziel, das schon im vorigen Jahr durch den Krieg in und um die Ukraine gebrochen wurde. Betrachtet man die jüngsten Entwicklungen in Israel und Palästina, dann müssen wir erst recht erkennen, dass in nicht weiter Entfernung von uns Friede zwischen den Völkern mehr und mehr nur ein Wunsch, aber keine Realität mehr ist.

Wir Ochtendunger haben mit der Gemeindepartnerschaft mit Caiazzo und den ihr zugrundeliegenden kriegerischen Ereignissen des 2. Weltkriegs eine ständige, unmittelbare Aufforderung, das friedvolle Zusammenleben mit unseren europäischen Nachbarn im Auge und im Herzen zu haben. Mitte Oktober hat eine kleine Ochtendunger Delegation das Gedenken an die Ereignisse in Caiazzo von vor 80 Jahren mitbegangen. Die Ansprachen des aus Rom angereisten Kulturministers Italiens, Herrn Gennaro Sangiuliano, und des deutschen Botschafters in Rom, Herrn Dr. Hans-Dieter Lucas, wie gleichermaßen des caiatinischen Stadtbürgermeisters Stefano Giaquinto und meinerseits zielten darauf ab, dass es leider immer mehr an Bedeutung gewinnt, die traurigen Ereignisse der beiden Weltkriege nicht zu vergessen und im Gegenteil ein deutliches Auge darauf zu haben, schon im Kleinen friedvolles Zusammenleben als Normalität und unbedingte menschliche Pflicht zu betrachten und zu praktizieren. Friedenswille und die Stärkung freundschaftlicher Beziehungen müssen in der kleinsten Gemeinde praktiziert werden und beginnen. Und das heißt zuallererst auch, dass schon die immer mehr vermischenden Einwohnerschaften nicht fremd bleiben, sondern wir auch hier in Ochtendung ethnisch unterschiedlichen Nachbarn freundschaftlich gegenüber treten. Diesen Wunsch hege ich in beide Richtungen: aus Fremden können nur Freunde werden, wenn sich auch die Zugewanderten für Kontaktaufnahmen öffnen!

Freundschaft und Friede können nicht von oben herab angeordnet und anerzogen werden, sondern sind Jedermanns Angelegenheit und jedenorts gefragt! Nur so kann Friedenswille von unten herauf wachsen und bei den inzwischen vielen inner- und außereuropäischen Begegnungen auf Urlaubs- und geschäftlicher Basis nicht nur das Kennenlernen der Städte und Landschaften, sondern auch das Beginnen zwischenmenschlicher, freundschaftlicher Kontakte beflügeln, die Basis einer Verständigung auf allen Ebenen sein können und müssen!!! 

Totengedenken der Bundespräsidenten

Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen

und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben,

der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in

Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem

anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden,

Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit

oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen

Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil

sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage,

um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die

Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz

ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt

Opfer geworden sind.

Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus

und Rassismus in unserem Land.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten und teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter

den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem

Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.

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